Mittwoch, 18. November 2015

Eine Kurzgeschichte aus meinem Leben - Und wieder wird es kalt

Geschrieben hab ich sie vor zwei Jahren. Viel Spaß beim Lesen, auch wenns gerade noch sehr herbstlich und eigentlich recht warm ist =) Allerdings soll es ja ganz bald dann einen großen Schwenk richtung Winter machen, das Wetter.

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Und wieder ist es kalt

In einem kleinen Dorf liegt auf gefrorenem Gottesacker eine vom Schnee bedeckte Rose.

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Der heutige Abend wird sicher wieder gemütlich. In aller Ruhe nehme ich ein Bad und überlege währenddessen, was ich alles mitnehme.

Alles zusammengepackt gönne ich mir noch eine Tasse frischen Kaffee. Immer wieder fällt mein Blick auf die Uhr und ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit, in der ich es kaum erwarten konnte bis es draußen dämmert und der Zeitpunkt der Bescherung näher rückt.

Noch schnell die Plätzchen schön verpackt, versichert dass alles aus ist und die Fenster zu sind und schon geht es ab zu meinen Großeltern.

Im Auto fragt mich mein Vater ob ich mich denn schon wie er auf das Essen freue und ob ich denn ganz sicher die Plätzchen dabei habe.

Er fragt mich auch ob ich denn schon eine Portion Plätzchen vorab für ihn hätte. Natürlich habe ich einen kleinen Beutel für ihn mit extra Plätzchen dabei.

Während der eineinhalbstündigen Autofahrt wird schon viel gelacht. Das ist eigentlich immer so. Wir freuen uns schon auf den Abend.

Bei meinen Großeltern angekommen, kann ich es kaum erwarten meine Sachen abzulegen, die Plätzchen zu überreichen und alle erst einmal so richtig fest zu drücken.

Im Wohnzimmer ist es warm. Das schöne, handgeschnitzte Kripperl aus Südtirol ist aufgebaut. Einmal haben meine Großeltern das nicht getan und es gab Protest von meiner Seite. Ich finde, das gehört einfach dazu. Es war schon immer da.

Es gibt diesmal wieder einen Baum. Er ist ganz klein, wie es meistens ist. Nicht überladen dekoriert, aber mit Lichtern und diesen kleinen, hölzernen Figürchen die es bestimmt schon seit über 100 Jahren gibt und ein paar Schokotannenzapfen in farbiger Folie.

Im Hintergrund läuft leise und andächtig Musik.

Endlich, es gibt Essen. Ein einfaches, aber wirklich gutes Essen, so wie jedes Jahr.

Wir stoßen an, essen, lachen, nehmen einen Nachschlag und sitzen beisammen.

Zum Kaffee geht es wieder ins Wohnzimmer. Da sind ja auch die Plätzchen.

Wir reden und lachen zusammen. Es werden alte Geschichten erzählt und alte Erinnerung wieder belebt. Es fühlt sich gut an. Gerne höre ich die Geschichten von damals, wie es war, als mein Großeltern noch jung waren. Wie es war als als sie damals gefeiert haben.

Ich erinnere mich an meine Kindheit. Die Vorfreude, die schöne Zeit im Advent. Das Plätzchenbacken mit meiner Mutter und wie mein Vater immer um den Plätzchenteig gebettelt hat.
Wenn meine Mutter das Haus so liebevoll dekoriert hat und ich mit ihr den Baum schmücken durfte.

Wie schön und wertvoll sind doch immer wieder die Erinnerungen. Wie wärmend ist doch das Gefühl der Geborgenheit im Kreis seiner Familie zu sein.

Jemand fehlt.

So langsam dämmert es schon und mein Großvater fragt ob es jetzt nicht Zeit wäre mit ein wenig Musik den Abend zu bereichern.

Wieder geht es in die Küche, da ist genügend Platz für mein Instrument. Die Zither die einst meinem Urgroßvater gehörte, mit der einst er Stubenmusik machte.

Ich fange an zu spielen. Mir gegenüber meine lieben Verwandten. Schweigend, mit zufriedenen Gesichtern. Beinahe andächtig. Und wieder, dieses warme Gefühl, diese Zufriedenheit. Unbezahlbar.

Mein Großvater sieht einen Moment lang nicht mehr mich sondern seinen Vater am Tisch sitzen. Wie er mit seinen großen, rauen Händen geschickt und wendig in die Saiten greift und spielt.
Er erinnert sich an seine Kindheit, wie es war, damals.

Draußen ist es fast dunkel. Im Schein der Laterne sieht man dicke Flocken auf die Erde fallen. Wie schön doch die Erde unter der Schneedecke schläft. Es ist so ruhig und alles was man draußen sonst noch erkennen kann, sind die Fenster aus denen das warme Licht der Stuben und Küchen nach draußen dringt.

Zeit für die Bescherung. Große Geschenke? Nein, schon lange nicht mehr. Es gibt selbstgemachten Likör, süßes, Handtücher, Bücher, Socken. Eben Dinge, die einen wissen lassen, dass ein lieber Mensch an einen denkt. Und für mich das wichtigste: handgeschriebene Weihnachtskarten. Ja, da bin ich sehr bedacht drauf und da das auch jeder weiß, bekomme ich immer schöne Karten und wehe es hat jemand nicht persönlich unterschrieben.

Ein bitteres Gefühl, nur kurz. Dann überwiegt das Gefühl einer schönen Erinnerung.

Mein Großvater schaltet das Radio ein. Glockenläuten. Es folgt Chorgesang.

Nach einem kurzen Augenblick der Besinnung und dem Lauschen der Musik wird sich wieder unterhalten, geredet was das Jahr über alles geschehen ist, gelacht. Was für ein Abend. Alles hat geklappt, niemand ist krank, das Essen war gut wie immer, die Plätzchen waren fein, Musik wurde gespielt, alle sind zufrieden.

Wir verabschieden uns nachdem ich noch beim Aufräumen geholfen hab. Während der Autofahrt hören wir ein bisschen Musik und reden über den Abend.

Mein Vater und ich verabschieden uns, drücken uns noch einmal ganz fest. Vielleicht trinke ich zuhause noch eine Tasse Punsch und esse noch ein paar Plätzchen bevor ich ins Bett gehe.

Wie jedes Jahr ruft mein Vater mich noch einmal an. Er ist gut daheim angekommen und gönnt sich jetzt noch einen Kaffee und ein bisschen Schokolade. Der Abend hat ihm gut getan und er wünscht mir eine gute Nacht.

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Vor einem Grab steht ein Vater mit seinem Kind und einer Rose in der Hand.


Dienstag, 10. November 2015

Fernsehbeitrag über Selbstmord - "Jetzt mal ehrlich" Bayerischer Rundfunk

Liebe Leser,

gestern kam im BR ein sehr interessanter und leider auch aktueller Beitrag. Ich finde es ganz super, dass genau diese Tabu-Themen behandelt werden und kann JEDEM, egal ob selbst betroffen oder nicht, diesen 44 minütigen Beitrag nahelegen.

Ansehen kann sich das jeder in der BR-Mediathek und hier habe ich auch gleich den Link für Euch:

Totgeschwiegen: Suizide in Bayern

Hut ab für die, die vor die Kamera treten und über dieses Thema sprechen. Das ist wirklich nicht leicht und da gehört viel dazu. Es ist ein Schritt nach vorne, aber es muss noch viel, sehr viel getan werden. Gruppen, Vorträge in Schulen, eben solche Fernsehbeiträge und und und... Weiter so!

Auch ich werde fleißig weiter an meinem Blog arbeiten und ich bin gedanklich bei vielen Ideen, unter anderem bei der Idee und dem Vorhaben ein Buch zu schreiben und noch mehr.

Danke an den BR für diesen wertvollen Beitrag und ein großes Dankeschön an die betroffenen Menschen selbst, die mutig genug waren vor der Kamera über ihr ganz persönliches Schicksal sprechen.


Donnerstag, 5. November 2015

Sporadischer "Tagebucheintrag" - Trauer, Worte an eine Seele

Ab und zu - das war schon in meiner Jungend so - schreibe ich ein paar Worte in ein Buch. Es ist kein richtiges Tagebuch, oder ein Buch, in das nur Gedichte oder sowas kommen. Nein, es ist vielmehr ein Buch, indem ich gerne mal blättere, etwas zeichne, ein paar Gedanken aufschreibe. Etwas schönes, lustiges. Besonders schöne Momente, aber auch traurige.

Ich rede - auch das war schon immer so - eher selten bis garnicht mit anderen Menschen über das, was mich in tiefster Seele beschäftigt. Aber ich schreibe gerne mal was auf. Auch wenn ich es nie wieder lesen sollte, hat das, was mich beschäftigt einmal auf Papier existiert. Wozu auch immer es gut ist ;)

Heute hab ich mal wieder in einem solchen Buch geblättert und einen kurzen Text gefunden, den ich euch allen gerne zeigen möchte. Geschrieben hab ich ihn vor 1 oder 2 Jahren. Vielleicht auch 3. Wirklich wichtig ist das nicht, aber vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja.

Ich war als Kind mal für kurze Zeit - es waren vielleicht 3 oder 4 Stunden insgesamt bei einer Dame, die wohl Kindertherapeutin war. Meine Familie wollte mir einfach irgendwie helfen, damit ich mit dem wohl schlimmsten Schicksalsschlag meines Lebens lerne zu leben, ohne dass mich dieser irgendwann kaputt gehen lässt. Alles in sich hineinfressen ist nie gut. Für Erwachsene nicht und auch nicht für Kinder. Für niemanden.
Jedenfalls habe ich dort mal eine Weihnachtskarte gemalt, mit Ölfarben. Es waren verschneite Tannenbäume in einer Winterlandschaft und der Hintergrund war ein roter Karton. Sie fragte mich dann, wem ich sie schenke und ich sagte, dass ich sie leer lasse. Sie meinte dann, dass es vielleicht eine Karte an meine Mutter sein könnte und daran denke ich auch heute noch. Denn man kann jedem schreiben, dem man gerne ein paar Worte von Herzen mitteilen möchte.

Hier der Text aus meinem Buch:

"Das goldene Medallion, da kommt ein Foto von dir rein. Darauf freue ich mich schon sehr. DerWunsch und die Hoffnung, dass mir das ein anderes Gefühl geben wird und ich nicht länger vor dir weglaufe und die Wunde immer wieder gereizt wird, tröstet mich schon sehr.
Das Mädchen von damals ist noch immer da. Ich muss den Weg zu ihm (mir) finden. Sonst komme ich nicht weiter.
Nicht weiter raus und fort aus dem Irrgarten.
Der Schmerz ist so sehr präsent. Er hat zuviel Macht und die Schwermut und Traurigkeit überwiegt.
Das sollte nicht sein. Jedesmal ist es, dass mein Inneres so leicht berührbar ist. Dieses ständige Weinen, das fast tägliche...
Es muss doch irgendwann aufhören so sehr weh zu tun.
Stattdessen habe ich in den letzten Monaten das Gefühl, dass es stärker und mächtiger wird. Oder werde ich schwächer?
Ich möchte loswerden, was wie ein Fluch zuerst auf dir und jetzt auf mir lastet.
Bitte, bitte hilf mir.
Ich lebe ich lebe
Es ist gut.

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Das Medallion hat mir meine Großtante geschenkt. Ich glaub das war vor 3 Jahren und bis heute hab ich es noch nicht geschafft, ein Foto aus den Familienfotos rauszusuchen und dort hinein zu tun. Jetzt da ich mir den Text beim Abtippen nochmal so durchlese, überlege ich, das dieses Jahr noch zu tun.

Ich glaube, das ist ein schönes Gefühl seine liebsten Menschen bei sich zu tragen. Klar, gedanklich und im Herzen sind sie ja immer bei uns =) Aber in einem Medallion ist das sicher nochmal besonders schön. Ich werde darüber berichten, sobald ich ein Foto reingetan habe.