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Und wieder ist es kalt
In einem kleinen Dorf liegt auf
gefrorenem Gottesacker eine vom Schnee bedeckte Rose.
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Der heutige Abend wird sicher wieder
gemütlich. In aller Ruhe nehme ich ein Bad und überlege
währenddessen, was ich alles mitnehme.
Alles zusammengepackt gönne ich mir
noch eine Tasse frischen Kaffee. Immer wieder fällt mein Blick auf
die Uhr und ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit, in der
ich es kaum erwarten konnte bis es draußen dämmert und der
Zeitpunkt der Bescherung näher rückt.
Noch schnell die Plätzchen schön
verpackt, versichert dass alles aus ist und die Fenster zu sind und
schon geht es ab zu meinen Großeltern.
Im Auto fragt mich mein Vater ob ich
mich denn schon wie er auf das Essen freue und ob ich denn ganz
sicher die Plätzchen dabei habe.
Er fragt mich auch ob ich denn schon
eine Portion Plätzchen vorab für ihn hätte. Natürlich habe ich
einen kleinen Beutel für ihn mit extra Plätzchen dabei.
Während der eineinhalbstündigen
Autofahrt wird schon viel gelacht. Das ist eigentlich immer so. Wir
freuen uns schon auf den Abend.
Bei meinen Großeltern angekommen, kann
ich es kaum erwarten meine Sachen abzulegen, die Plätzchen zu
überreichen und alle erst einmal so richtig fest zu drücken.
Im Wohnzimmer ist es warm. Das schöne,
handgeschnitzte Kripperl aus Südtirol ist aufgebaut. Einmal haben
meine Großeltern das nicht getan und es gab Protest von meiner
Seite. Ich finde, das gehört einfach dazu. Es war schon immer da.
Es gibt diesmal wieder einen Baum. Er
ist ganz klein, wie es meistens ist. Nicht überladen dekoriert, aber
mit Lichtern und diesen kleinen, hölzernen Figürchen die es
bestimmt schon seit über 100 Jahren gibt und ein paar
Schokotannenzapfen in farbiger Folie.
Im Hintergrund läuft leise und
andächtig Musik.
Endlich, es gibt Essen. Ein einfaches,
aber wirklich gutes Essen, so wie jedes Jahr.
Wir stoßen an, essen, lachen, nehmen
einen Nachschlag und sitzen beisammen.
Zum Kaffee geht es wieder ins
Wohnzimmer. Da sind ja auch die Plätzchen.
Wir reden und lachen zusammen. Es
werden alte Geschichten erzählt und alte Erinnerung wieder belebt.
Es fühlt sich gut an. Gerne höre ich die Geschichten von damals,
wie es war, als mein Großeltern noch jung waren. Wie es war als als
sie damals gefeiert haben.
Ich erinnere mich an meine Kindheit.
Die Vorfreude, die schöne Zeit im Advent. Das Plätzchenbacken mit
meiner Mutter und wie mein Vater immer um den Plätzchenteig
gebettelt hat.
Wenn meine Mutter das Haus so liebevoll
dekoriert hat und ich mit ihr den Baum schmücken durfte.
Wie schön und wertvoll sind doch immer
wieder die Erinnerungen. Wie wärmend ist doch das Gefühl der
Geborgenheit im Kreis seiner Familie zu sein.
Jemand fehlt.
So langsam dämmert es schon und mein
Großvater fragt ob es jetzt nicht Zeit wäre mit ein wenig Musik den
Abend zu bereichern.
Wieder geht es in die Küche, da ist
genügend Platz für mein Instrument. Die Zither die einst meinem
Urgroßvater gehörte, mit der einst er Stubenmusik machte.
Ich fange an zu spielen. Mir gegenüber
meine lieben Verwandten. Schweigend, mit zufriedenen Gesichtern.
Beinahe andächtig. Und wieder, dieses warme Gefühl, diese
Zufriedenheit. Unbezahlbar.
Mein Großvater sieht einen Moment lang
nicht mehr mich sondern seinen Vater am Tisch sitzen. Wie er mit
seinen großen, rauen Händen geschickt und wendig in die Saiten
greift und spielt.
Er erinnert sich an seine Kindheit, wie
es war, damals.
Draußen ist es fast dunkel. Im Schein
der Laterne sieht man dicke Flocken auf die Erde fallen. Wie schön
doch die Erde unter der Schneedecke schläft. Es ist so ruhig und
alles was man draußen sonst noch erkennen kann, sind die Fenster aus
denen das warme Licht der Stuben und Küchen nach draußen dringt.
Zeit für die Bescherung. Große
Geschenke? Nein, schon lange nicht mehr. Es gibt selbstgemachten
Likör, süßes, Handtücher, Bücher, Socken. Eben Dinge, die einen
wissen lassen, dass ein lieber Mensch an einen denkt. Und für mich
das wichtigste: handgeschriebene Weihnachtskarten. Ja, da bin ich
sehr bedacht drauf und da das auch jeder weiß, bekomme ich immer
schöne Karten und wehe es hat jemand nicht persönlich
unterschrieben.
Ein bitteres Gefühl, nur kurz. Dann
überwiegt das Gefühl einer schönen Erinnerung.
Mein Großvater schaltet das Radio ein.
Glockenläuten. Es folgt Chorgesang.
Nach einem kurzen Augenblick der
Besinnung und dem Lauschen der Musik wird sich wieder unterhalten,
geredet was das Jahr über alles geschehen ist, gelacht. Was für ein
Abend. Alles hat geklappt, niemand ist krank, das Essen war gut wie
immer, die Plätzchen waren fein, Musik wurde gespielt, alle sind
zufrieden.
Wir verabschieden uns nachdem ich noch
beim Aufräumen geholfen hab. Während der Autofahrt hören wir ein
bisschen Musik und reden über den Abend.
Mein Vater und ich verabschieden uns,
drücken uns noch einmal ganz fest. Vielleicht trinke ich zuhause
noch eine Tasse Punsch und esse noch ein paar Plätzchen bevor ich
ins Bett gehe.
Wie jedes Jahr ruft mein Vater mich
noch einmal an. Er ist gut daheim angekommen und gönnt sich jetzt
noch einen Kaffee und ein bisschen Schokolade. Der Abend hat ihm gut
getan und er wünscht mir eine gute Nacht.
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Vor einem Grab steht ein Vater mit
seinem Kind und einer Rose in der Hand.
Die Kurzgeschichte ist wohltuend-stimmungsvoll und vermittelt einen Vorgeschmack auf Weihnachten.
AntwortenLöschenAber zwischendurch ein schneidender Stich, der in diese Stimmung hineinbricht: Jemand fehlt.
Dieser Stich ist wichtig, fast die Hauptsache, mehr als eine Unterbrechung.
Er kann der Grund sein, dass die Kurzgeschichte erzählt wird.
Aber ohne die Kurzerzählung ließe er sich nicht verstehen.
Die Kurzgeschichte umkleidet ihre Unterbrechung, damit diese sein kann.
Dann der letzte Satz: Vor einem Grab steht ein Vater mit seinem Kind und einer Rose in der Hand.
Er wird nach dem Wunsch einer guten Nacht erzählt.
Die gute Nacht ist eigentlich das Reich des Traumes.
Falls es ein Traum ist:
Das Bild vom Vater mit seinem Kind und einer Rose in der Hand, so traurig, als geschehe es soeben in diesem Moment.
(Jemand, der am 24.09.1946 geboren wurde)
Vielen Dank für das Hinterlassen Ihrer Gedanken zu meiner kleinen Geschichte.
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